Zvi Efrat (Tel Aviv): Die israelische Architektur-Avantgarde der 1960er Jahre und ihr Unbehagen

In den frühen 1960er Jahren formierte sich in Israel eine architektonische Avantgarde mit einem außergewöhnlichen Hang zur Selbstreflexion. Eine Gruppe von Architekten, die sich an der Architekturfakultät des Technion-Instituts in Haifa zusammengefunden hatte, wollte die Starrheit und Autorität autonomer Werke untergraben und bediente sich dabei einer Flut von zufälligen Clustern, der Vervielfältigung sich ständig verändernder Raummodule, burgartig aufragender, polyedrischer Matrizen, kollabierender räumlicher Rahmungen, kybernetischer Apparate und unzähliger anderer Kreuzungen aus Systemtheorien und Biomorphismen.

Was im Nachhinein als lokale Spielart eines international im Trend liegenden Strukturalismus erscheinen könnte, wurde nicht selten als eine symptomatische, unausweichliche Folgerichtigkeit des israelischen oder sogar jüdischen Projekts bezeichnet. In der Tat entstanden in Israel in den 1960er Jahren statistisch gesehen ungewöhnlich viele strukturalistische Gebäude und Anlagen, von denen einige so bemerkenswert waren, dass sie für internationale Aufmerksamkeit sorgten. Das Phänomen einer Gegenkultur, die in den Dienst des nationalen Bauprojekts gestellt und oft vom Staatsapparat gefördert wurde, verwirrte Protagonist:innen wie Antagonist:innen gleichermaßen und schürte den Medienrummel.
In diesem Vortrag werde ich zu den Schauplätzen der architektonischen Experimente der 1960er Jahre zurückkehren, deren Selbstreferenzialität hinterfragen und sie in ihren tatsächlich relevanten urbanen, zivilen und ethischen Kontexten neu verorten.

Bauhaus-Universität Weimar

Due to the pandemic restrictions the lecture will take place as a video conference (Zoom):
https://tu-berlin.zoom.us/j/67459970613?pwd=RFNKY3N0UmJzUmdLMnVxV0x5TG5hZz09
Meeting-ID: 674 5997 0613
Kenncode: 575515
Telefoneinwahl: 496971049922