Unsichtbares Erbe, Segregierte Räume: Untersuchung sozialräumlicher Aushandlungsprozesse hochqualifizierter indischer Migrant*innen in Frankfurt am Main (EN)
Der Vortrag beschäftigt sich mit den sozialräumlichen Erfahrungen hochqualifizierter indischer Migrant*innen (HSM) in Frankfurt, der größten Bevölkerungsgruppe qualifizierter Migrant*innen in Deutschland. Die Aktualität des Themas erschließt sich angesichts des erstaunlichen Zuwachses dieser Bevölkerungsgruppe von 550 % in den letzten zehn Jahren. Unter Verwendung unterschiedlicher Methoden wie Kartierungen, Interviews und Diskursanalysen untersucht die Arbeit die Herausforderungen, mit denen sich die indischen HSM konfrontiert sehen.
Die Forschungsarbeit zeigt diskriminierende Strukturen auf, die zur Segregation von Migrant*innen innerhalb der Stadt führen und identifiziert eine mangelnde Sichtbarkeit ihres kulturellen Erbes, aufgrund der Unterbringung wichtiger religiöser Einrichtungen wie Tempel und Gurudwaras in umfunktionierten Gebäuden in den industriellen Vororten von Frankfurt. Im Rahmen der 7. Jahrestagung des Graduiertenkollegs “Identität und Erbe” beleuchtet der Vortrag die Entstehung von Identitätskonstruktionen inmitten komplexer sozio-politischer und physischer Räume, mit besonderem Augenmerk auf die Rolle von HSM.
Unter Einbeziehung empirischer Daten aus aktuellen Feldforschungen setzt sich die Studie kritisch mit herkömmlichen Identitätskonzepten in den Bereichen Migration, Urbanismus und Kulturerbe auseinander. Sie regt zu einer differenzierten Betrachtung von ‚Identität‘ an, stellt traditionelle Sichtweisen in Frage und plädiert für ein inklusiveres Denken.
Es soll herausgearbeitet werden, wie wichtig die Entstehung integrativer und ausgewogener Stadtviertel ist, wo kulturelle Vielfalt respektiert und gefördert wird. Darüber hinaus wird die Neubewertung von Identitätskonstruktionen sowie die Anerkennung und Pflege des kulturellen Erbes gefordert, was zu seinem Erhalt beitragen und die Zugänglichkeit verbessern kann.
Damit leistet der Vortrag einen Beitrag zum laufenden Diskurs über sozialräumliche Dynamiken, von denen die Situation der indischen HSM in Frankfurt geprägt ist. Er verdeutlicht die Dringlichkeit, die spezifischen Erfahrungen dieser schnell wachsenden Bevölkerungsgruppe in Deutschland zu verstehen und zu thematisieren und dadurch unser Verständnis von Migrationsmustern und -erfahrungen im Kontext globaler Urbanisierungsprozesse und kultureller Integration zu verbessern.