Petra Lange-Berndt (Hamburg): Das infizierte Museum. Konstellationen von Insekt und Mensch in der zeitgenössischen Kunst
Ein Museum ist, wie jede Ausstellung, ein Ensemble von transversalen Verkettungen aus Raum, Materialien, Dingen, Bildern, institutionellen Strukturen, Publikum, Diskursen und Narrativen. Zahlreiche Künstler*innen und Kurator*innen haben sich mit diesen Konstellationen, ihren Archiven und Machtstrukturen kritisch auseinandergesetzt.
Vor allem nach der Dekolonisierung und der Popularisierung der Ökologiebewegung fragen diese Protagonist*innen zunehmend, wie Displays aktiviert und in Bewegung gesetzt werden können. Um diese Frage zu diskutieren, werde ich mich auf Strategien konzentrieren, die sich mit sozialen Insekten wie Bienen, Wespen, Ameisen und andere Organismen wie Motten oder Mücken beschäftigen. Was passiert, wenn der White Cube in eine sechseckige Wabe verwandelt wird? Oder sich in ein Paradies für Larven und Maden verwandelt? Tragen diese schwirrenden, krabbelnden und wimmelnden non-humans dazu bei, das Ausstellungswesen neu zu perspektivieren? Welche Institutionskritik ist zu erkennen? Und wie steht es um die ungebetenen Gästen in Ritzen und Nischen, die nicht in die menschlichen Taxonomien und Ordnungen der Dinge passen? Wird es eine paradiesische Interspezies-Gemeinschaft geben, sind In- und Exklusionen zu verzeichnen – oder wohin weisen diese Insektengemeinschaften sonst?
Petra Lange-Berndt ist Professorin für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählen die Vorgeschichte der Counterculture, kollaborative Kunstpraktiken und die Forschung zu Naturkundemuseen, Zoos und botanischen Gärten. Als Kuratorin ist sie unter anderem für die Hamburger Kunsthalle, die Akademie der Künste Berlin, den Hamburg Bahnhof und die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden tätig gewesen.
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