Luise Helas (Dresden): Das Bürgerengagement für Dresdens instabiles baukulturelles Erbe 1949–1990
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Erscheinungsbild Dresdens von Ruinen und Trümmern sowie deren Beräumung geprägt. Die Wiederaufbaumaßnahmen der folgenden Jahre gingen mit weiteren Verlusten in Form von Abbrüchen und Sprengungen wiederaufbaufähiger, oft baukulturell bedeutender Gebäude, einher. Nicht wenige Dresdner, vor allem jene, die die unversehrte Stadt kannten, fühlten sich ihrer kulturellen Identität beraubt und ihrer Heimat gegenüber verpflichtet. Sie halfen bei der Sicherung von Ruinen, bei der Bergung wertvoller Trümmerteile, bei der Führung von Denkmallisten und der Bestandserfassung unter Schutz stehender Gebäude oder beteiligten sich an archäologischen Grabungen, um Anteil an der Erforschung der Stadtgeschichte zu nehmen. Vor allem in den 1970er und 1980er Jahren
entstanden im Kulturbund der DDR, angesichts des zunehmenden Verfalls historischer Bausubstanz und der beständigen Mangelwirtschaft zahlreiche Arbeits- und Interessengemeinschaften im Bereich der Denkmalpflege, welche sich um bestimmte Objekte oder Themengebiete verdient machten. Der Vortrag zeigt auf, wie sich engagierte BürgerInnen in Gestalt freiwilliger Bau- und BodendenkmalpflegerInnen, ob als ehrenamtlich Beauftragte für Denkmalpflege, als Mitglied einer Kulturbundgruppe oder als eine von Institutionen unabhängige Person, in ihrer Freizeit unentgeltlich, für den Erhalt des kulturellen Erbes der Stadt einsetzten. Die Identifizierung mit dem überlieferten Stadtbild Dresdens und den historischen meist
ruinösen Bauwerken, rief in vielen Menschen ein Pflichtgefühl zur Bewahrung hervor.
Neben dem individuellen und ideellen Antrieb, war auch die Regierung der DDR am Mitwirken der BürgerInnen interessiert und lenkte dieses als Beitrag zur sozialistischen Gesellschaft beispielsweise in Form von Mit-Mach-Wettbewerben. Es soll ein Einblick in die Organisationsstruktur und Leistungen des bürgerschaftlichen Engagements in Dresden zu DDR-Zeiten anhand prägnanter Beispiele, wie z.B. dem
Erhalt der Ruine des Dresdner Residenzschlosses oder dem Wiederaufbau der Semperoper gegeben werden.