Axel Gelfert (Berlin): Zwischen Erinnerung und Umdeutung: Denkmäler als Erkenntnisinstrumente
Denkmäler sind Ausdruck der Erinnerungskultur einer Gesellschaft, zugleich jedoch Bestandteil lokaler Lebenswelten. Als solche geraten sie in das Spannungsfeld zwischen (vergangener) Geschichtsschreibung und (gegenwärtigen) Interessen, Normen und Geltungsansprüchen. Nimmt die Spannung überhand, entlädt sie sich mitunter tumultartig in Kontroversen über das Wechselverhältnis von Ästhetik, Politik und Erinnerung.
Dabei beschränkt sich die kognitive Funktion von Denkmälern nicht auf ihre vorgebliche Rolle als (kollektive) Gedächtnisstütze; vielmehr kann deren bloße Existenz bzw. Persistenz auch die Marginalisierung unterrepräsentierter Erfahrungen und Wissensformen reproduzieren. Wann mutieren Denkmäler von Zeugnissen historischer Überlieferung zu Hemmnissen im gesellschaftlichen Emanzipationsprozess? Und welche Formen legitimer Appropriation und Modifikation gibt es? Der Vortrag nähert sich diesen Fragen aus philosophisch-erkenntnistheoretischer Sicht.
Prof. Dr. Axel Gelfert. Studium der Physik an der Humboldt-Universität zu Berlin und der University of Oxford sowie der Wissenschaftsphilosophie an der University of Cambridge. Promotion am Department of History and Philosophy of Science, University of Cambridge (2006). Fellowships an der National University of Singapore, dem Collegium Budapest und der University of Edinburgh. Professor für Theoretische Philosophie an der Technischen Universität Berlin.
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