Ion Barbu & Andrei Dascalescu: »Planeta Petrila« (Filmscreenig + Q&A)
Die Kohlenmine Petrila (die älteste auf rumänischem Territorium, 1859 zur Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie eröffnet) soll geschlossen und abgerissen werden. Ion Barbu, ein ehemaliger Bergman und heutiger Künstler und Aktivist, versucht das zu verhindern und das für die Identität des Ortes prägende Industrieensemble als Denkmal zu klassifizieren. In Frage steht das Erbe in einem postsozialistischen und postindustriellen Rumänien.
Der Film dokumentiert den Kampf mit den korrupten Autoritäten um die Erhaltung und Valorisierung der historischen Industrieanlage und ihre Transformation in einen lebendigen multifunktionalen Ort. Zugleich geht es um das Verschwinden eines Berufes: des Bergarbeiters – und um die Wandlung seines Bildes im rumänischen kulturellen Gedächtnis nach den Mineriaden (gewalttätige Ausschreitungen in den ersten Jahren nach der rumänischen Revolution, möglicherweise gesteuert von regierenden politischen Eliten). Damit wurde der Bergarbeiter zu einer Figur – der im Film ein Hymnus gewidmet wird –, die nach den Hochpreisungen im Kommunismus kurz nach der Wende zum Sinnbild für Antidemokratismus und Repressalien gegenüber freier Meinungsäußerung wurde.
Die Industrieanlage Petrilas ist ein Gebäudeensemble, an welchem sich soziale Realitäten (der rumänischen Posttransitions-Zeit) mit mehrfach historisch-politischen Schichten (Österreich- Ungarn, Sozialismus und Postsozialismus) treffen.
Barbus Projekt stellt die Frage nach komplexen Identitäten und einem problematischen Erbe in einer europäischen Peripherie. Darüber hinaus verhandelt es die Möglichkeiten, mit künstlerischen Interventionen und einer Bottom-up-Politik einen denkmalpolitischen Erfolg zu erzielen.
Hier finden Sie den offiziellen Trailer.