Anca Claudia Prodan (Cottbus): Theoretisierung von Dokumentenerbe: Von normativen Perspektiven zu den Heritage Studies
Heritage Studies sind ein sehr heterogenes Forschungsgebiet, das so unterschiedliche Disziplinen wie die Naturwissenschaften und die Künste umfasst. Das Feld basiert jedoch stark auf Fallstudienforschung, orientiert sich an praktischen Interessen und wurde zu einem großen Teil durch UNESCOs normative Instrumente für Erbeschutz und deren lokale Auswirkungen auf der ganzen Welt beeinflusst.
Die Theoriebildung hinkt hinterher, so dass die Forschung fragmentarisch, unsystematisch und willkürlich ist in Bezug auf die disziplinären Traditionen, auf die sie sich stützt und die untersuchten Themen. Die Konzentration auf das, was man als „Mainstream Heritage Discourse“ bezeichnen könnte, d.h. auf Themen, die sich hauptsächlich auf das bebaute Umfeld und die immaterielle Kultur beziehen, hat Bereiche verdeckt, die in der Kulturerbe-Gemeinschaft weniger populär sind, wie z.B. die Beschäftigung mit Dokumenten. Ziel dieses Vortrags ist es, den Begriff des Dokumentenerbes, der durch das UNESCO-Programm „Memory of the World“ eingeführt wurde, zu präsentieren, eine Auswahl theoretischer Perspektiven für seine Untersuchung vorzustellen, einschließlich Erkenntnissen aus den Informationswissenschaft, der Medienwissenschaft, der Erinnerungsforschung und der Philosophie, und über seinen Platz und seine Rolle in der Erbeforschung und -praxis nachzudenken.
Anca Claudia Prodan, PhD, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, Gastprofessorin an der Lettischen Kulturakademie, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sorbischen Institut und Forschungsberaterin am Institute Heritage Studies. Ihre aktuelle Forschung liegt an der Schnittstelle von Kultur-, Technik- und Informationswissenschaften und sie untersucht die Auswirkungen digitaler Technologien auf die Erzeugung und Vermittlung von Kultur. Anca ist seit fast fünfzehn Jahren auf dem weiten Gebiet Heritage Studies tätig. Sie trug zur paradigmatischen Ausrichtung der Heritage Studies bei, die vom Institut Heritage Studies entwickelt wurden. Sie war an der Gestaltung und Entwicklung von Lehrplänen für Studiengänge im Bereich des Kulturerbes auf Master- und Promotionsebene beteiligt und initiierte akademische Forschung zum UNESCO-Programm Memory of the World. Zu ihren Aktivitäten außerhalb des akademischen Umfelds gehört die Leitung des Projekts 50 Years World Heritage Convention: Shared Responsibility – Conflict & Reconciliation und ihr Beitrag zum Entwurf der UNESCO 2015 Recommendation concerning the preservation of, and access to, documentary heritage including in digital form.
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