Alexandra Staub (Pennsylvania, USA): Wessen Architektur? Wessen Identität? Ethik und Stakeholder-Theory als Rahmenbedingungen für die architektonische Produktion

Kulturelle Produktion und gebaute Umwelt befördern einander. Zugleich ist die Definition, was als „Kultur“ anzusehen sei, in den letzten Jahren zunehmend umstritten. Trotz der aktuellen gesellschaftlichen Probleme, wie wirtschaftlicher Ungleichheit und sozialer Intoleranz, befassen sich nur wenige Architekt:innen und Planer:innen damit, wie diese kulturellen Paradigmen mit der Produktion der gebauten Umwelt zusammenhängen und welche Rolle sie als Autor:innen in diesem Prozess spielen.

Anhand von zwei Beispielen – dem Bank of America Hochhaus in New York und dem Wohnungsbauprogramm der 1950er Jahre in der BRD – wird in diesem Vortrag die kulturelle Produktion mit Hilfe der Stakeholder-Theorie untersucht, um den Prozess und die Folgen des Entwerfens bewerten zu können. Die Stakeholder-Theorie wurde erstmals in den 1980er Jahren von R. Edward Freedman als Management-Modell konzipiert. Sie ermöglicht eine detailreiche Untersuchung der Wechselbeziehungen zwischen architektonischen Produktionspraktiken und den sozialen wie kulturellen Bedürfnissen. Mit Hilfe dieser Theorie können Alternativen zu den aktuellen Produktionssystemen entworfen werden

Alexandra Staub ist Professorin für Architektur an der Penn State University und Mitglied des dortigen Rock Ethics Institute. Sie forscht zu der Fragestellung, wie die gebaute Umwelt unser Verständnis von Kultur prägt und vice versa. Dabei widmet sie sich weniger den Resultaten des Bauens, sondern vielmehr den Wegen, auf denen diese erreicht werden. Sie untersucht Entwurfsprozesse und deren soziale Auswirkungen; die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit von Architektur und urbanen Systemen; das Verständnis von privatem und öffentlichem Raum; die Ethiken des Bauens als eine Fragen von Machtverhältnissen und Ermächtigung sowie die gender- und klassenspezifischen Ansprüche an die Nutzung von Räumen.
Nach ihrem Bachelor-Abschluss am Barnard College in New York schloss Alexandra Staub ihr Architekturstudium an der Universität der Künste in Berlin 1991 ab. Sie promovierte an der Brandenburgischen Universität in Cottbus. Zu ihren Veröffentlichungen zählen: Conflicted Identities: Housing and the Politics of Cultural Representation (2015), The Routledge Companion to Modernity, Space, and Gender (2018) sowie zahlreiche Aufsätze und Rezensionen. Ihre aktuelle Arbeit widmet sie den Wechselbeziehungen von Architektur und Raumplanung, Ethik, Stakeholder Theorie und der Frage nach sozialer Gerechtigkeit.

Dieser Vortrag findet digital statt. Um an der Ringvorlesung teilzunehmen, senden Sie eine Email an: anmeldung@identitaet-und-erbe.org. Sie erhalten dann einen Link zur Videokonferenz (Zoom).