Aleida Assmann (Konstanz): Eine kurze Geschichte des Identitätsbegriffs


Es gibt gegenwärtig ein starkes Misstrauen gegen den Identitätsbegriff. Das liegt daran, dass er immer häufiger als eine Schranke der Ausgrenzung (wie in Horst Seehofers ‘Heimatministerium’) oder als Instrument der Abwertung Anderer eingesetzt wird (wie in rassistischen Ideologien). Tatsächlich ist der Begriff inzwischen so negativ aufgeladen, dass viele sich fragen, ob er denn überhaupt noch zu gebrauchen ist. Den Begriff der Identität sollte man aber nicht den Identitären überlassen. Deshalb hat der Vortrag zwei Anliegen: zum einen die Geschichte des Identitätsbegriffs zu rekonstruieren und zum anderen etwas von der Bedeutung und Relevanz des Begriffs zurückzugewinnen.

Aleida Assmann studierte Anglistik und Ägyptologie. Von 1993-2014 war sie Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Zahlreiche Fellowships (Wissenschaftskolleg zu Berlin, Aby-Warburg-Haus Hamburg) sowie Gastprofessuren an den amerikanischen Universitäten. Ihre Forschungsthemen sind Semiotik und Hermeneutik, individuelles und kulturelles Gedächtnis, Gewalt, Trauma und vergleichende Geschichtspolitik. Aktuelle Publikationen: Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur (2013); Ist die Zeit aus den Fugen? Aufstieg und Niedergang des Zeitregimes der Moderne (2013), Im Dickicht der Zeichen (2015), Formen des Vergessens (2016), Menschenrechte und Menschenpflichten. Auf der Suche nach einem neuen Gesellschaftsvertrag (2017).