INSTABILE KONSTRUKTIONEN (BAND II, SCHRIFTENREIHE DES GRK IDENTITÄT UND ERBE)
Interdisziplinäre Forschungen zu Identität und Erbe, Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227, Band II. Mit Beiträgen von Kollegiat:innen der ersten Kohorte (2016-2019) zu den Themenfeldern: Vergangenheiten bauen, Konstrukte konfigurieren, Erbe neu verhandeln, Verlorenes Erzählen und Denkmalpflege positionieren. Herausgegeben von Simone Bogner, Gabi Dolff-Bonekämper und Hans-Rudolf Meier.
Wer von Erbe im Zusammenhang mit Identität spricht, verspricht sich und Anderen »Kontinuität« und »Stabilität«. Das Versprechen hält indes nur so lange, wie sich Menschen auf die damit verbundenen Erzählungen einlassen. Da diese zunehmend hinterfragt werden und der Begriff »Identität« im politischen Raum zu einer umkämpften Kategorie avanciert ist, werden auch die lange gehegten, gewohnten »Konstruktionen« instabil. Dies zeigt sich insbesondere in Momenten des Konflikts, der übergriffigen Inanspruchnahme und des Verlusts. Der Titel »Instabile Konstruktionen« verweist zugleich auf die beiden Kernbereiche des Kollegs: einerseits auf Architektur und Denkmalpflege, in denen der Begriff »Konstruktion« sich auf bauliche Manifestationen bezieht, von denen eine gewisse Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit erwartet wird, und andererseits auf die Kultur- und Sozialwissenschaften, wo Konstruktion die soziale Herstellung symbolischer Sinnwelten meint. Ins Zentrum rückt so der Anspruch, die materielle Umwelt im Wechselverhältnis zu ihrer sozialen Gemachtheit zu verstehen.
Diesen Dimensionen von Identität und Kulturerbe gehen die Autor:innen in den hier versammelten Beiträgen nach. Die Aufsätze schlagen Brücken zwischen materiellen Manifestationen, sozialen Identitäts-Konfigurationen und Erbe-Narrativen und zeigen auf, wie eng diese Aspekte miteinander verflochten sind.
MIT BEITRÄGEN VON
SIMONE BOGNER, GABI DOLFF-BONEKÄMPER, HANS-RUDOLF MEIER, MARK ESCHERICH
Instabile Konstruktionen – Einführung
SIMONE BOGNER
Architektur als Erbepraxis? Nachdenken über den Zusammenhang von Erbe, Vergangenheitsbezügen und Identität im Urbanismus der CIAM nach dem Zweiten Weltkrieg
OXANA GOURINOVITCH
Ingenieure der Traditionen. Gegenwart der Vergangenheit in der Architektur des sowjetischen Spätmodernismus
JOCHEN KIBEL
Identität durch iterative Nicht-Identität. Postheroische Selbstbilder und die Institutionalisierung der Dauernegation
CLAUDIA BA
Geschichtsvorstellungen und Raummetaphern. Stabilitätsbehauptungen am Beispiel von Museumsdisplays in Gambia und Senegal
GEORG KRAJEWSKY
Zur Neuaushandlung des Bezugsrahmens (post-)kolonialen Erbes in Hamburg
GÜLŞAH STAPEL
Ist das türkisch oder kann das weg?
ZOYA MASOUD
Der Verlust eines unsichtbaren Monuments: Von mentalen Repräsentationen der al-Khusrawiyya Moschee in der Altstadt Aleppos
MARIA FRÖLICH-KULIK
Bestand ohne Halt? Landbahnhöfe als Ressourcen nachhaltiger Landschaftsentwicklung
SARAH ALBERTI
Joint Venture im Mauerstreifen. Raffael Rheinsbergs Beitrag zum Berliner Ausstellungsprojekt »Die Endlichkeit der Freiheit« im Sommer 1990
WOLFRAM HÖHNE
Narrative Rekonstruktionen. Zur Historiografie eines abgebrochenen Bauwerks
KONSTANTIN WÄCHTER
Neue Sichtbarkeit. Konzepte und Baustrategien für Gemeindesynagogen im kaiserzeitlichen Berlin
LUISE HELAS
Ehrenamtliche. Zivilgesellschaftliches Engagement für das baukulturelle Erbe Dresdens zur Zeit der DDR
BIANKA TRÖTSCHEL-DANIELS
Stabilität per Gesetz? Zum Denkmalpflegegesetz der DDR von 1975
BENJAMIN HÄGER
Denkmal und Erbe – Eine konstruktivistische Betrachtung beider Konzepte zur Etablierung eines integrativen Modells
LISA MARIE SELITZ
Zur transformativen Ausgestaltung urbanen Kulturerbes. Zwischen Identifikation, Repräsentation, Partizipation und Demokratiebemühungen
LAURA TORREITER
Konstruktion von Aufwertung: Die Rolle lokaler Akteure und deren Instrumentalisierung im Stadterneuerungsprozess des Leipziger Ostens
Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227 „Identität und Erbe“
In der Schriftenreihe werden Beiträge internationaler Wissenschaftler*innen, Architekt*innen und Künstler*innen zu impulsgebenden Forschungsschwerpunkten des DFG-Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ veröffentlicht. Das von 2016–2025 an der Bauhaus-Universität Weimar und der TU Berlin eingerichtete interdisziplinäre Kolleg führt ansonsten parallel verlaufende Diskurse aus Architektur, Architekturtheorie, Archivwissenschaften, Baugeschichte und Stadtbaugeschichte, Bildender Kunst, Denkmalpflege, Kunst- und Architekturgeschichte, Kultur- und Mediengeschichte, Landschaftsarchitektur, Philosophie, Planungs- und Architektursoziologie, Raumsoziologie, Raumplanung und Raumforschung und Stadtplanung zusammen. Ein besonderer Fokus liegt auf der kritischen Erforschung von Identitäts- und Erbe-Konstruktionen, die auf Bauwerken, historischen Orten und anderen, hauptsächlich dinglichen, kulturellen Überlieferungen gründen.
Das Buch (264 Seiten, ISBN:978-3-95773-301-6) kann ab sofort im Bauhaus-Universitätsverlag bestellt werden: https://asw-verlage.de/katalog/instabile_konstruktionen-2476.html
DOI (Zitierlink): https://doi.org/10.25643/bauhaus-universitaet.4606