Wolfram Höhne

Vita

seit 2021 Geschäftsführer und wissenschaftlicher Koordinator des DFG Graduiertenkollegs 2227 „Identität und Erbe“

2016-2020 Promotion in Architekturgeschichte und Architektursoziologie im Graduiertenkolleg „Identität und Erbe“

2012-2016 Entwicklung des weiterbildenden Studienangebotes „Wissensvermittlung im Film“ am Zentrum für Universitätsentwicklung der Bauhaus-Universität Weimar

2005-2016 Künstlerischer Mitarbeiter an der Professur Medienereignisse der Bauhaus-Universität Weimar

2001-2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Vergleichende Literaturwissenschaften und Medien der Universität Erfurt

seit 2001 freiberufliche Arbeit an Filmen und Kunstprojekten

1995-2000 Studium der Freien Kunst an der Bauhaus Universität Weimar (Diplom)

1993-1995 Restaurierungspraktikum Metall, Bau- und Denkmalpflege Dresden


Kontakt

Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Architektur und Urbanistik
DFG-Graduiertenkolleg 2227 “Identität und Erbe”
D-99421 Weimar

Büro: Marienstraße 9 (Raum 105 im 1. OG)
D-99421 Weimar

wolfram.hoehne[at]uni-weimar.de

Eine Erzählung als Denkmal. Die Methode der narrativen Rekonstruktion am Beispiel des Raumflug-Planetariums „Sigmund Jähn“ in Halle an der Saale.

Im Jahr 1978 eröffnete die Stadt Halle ihr Raumflug-Planetarium. Damals ist das Bauwerk in doppelter Hinsicht eine technische Innovation. Zeiss Jena nutzt das Planetarium, um eine neue Generation von Sternenprojektoren vorzustellen. Und es überrascht mit einer außergewöhnlichen Architektur. Seine ungewöhnliche Gestaltung verdankt das Gebäude einer Systembauweise, mit der dünnwandige Stahlbetonschalen als Fertigteile produziert zu Fassaden und Dächern zusammengesetzt werden. Im Laufe der Jahre wird das Planetarium für viele Hallenser zu einem wichtigen Teil ihrer Bildungsbiografie. Als ein Hochwasser den Bau im Jahr 2013 schwer beschädigt, entschließt sich die Stadtverwaltung zum Abbruch des inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes. Bis heute ist diese Entscheidung umstritten. Weil der Verlust des Baudenkmals planvoll geschieht, wird die materielle und räumliche Beschaffenheit des Baukörpers nach denkmalrechtlichen Vorgaben erfasst. Undokumentiert bleibt hingegen jene Vergangenheit, die das Haus zu einem umstrittenen Erbe werden ließ.
Ausgehend von den institutionalisierten denkmalpflegerischen Verfahren entwickelt Wolfram Höhne eine alternative Methode für die Dokumentation bedrohter Baudenkmale. Methodische Kriterien für die Auswahl von Zeugnissen, deren Anordnung zu narrativen Strukturen und die Verwendung erzählender Textformen in historiografischen Texten werden entwickelt und anhand der Objektbiografie des Raumflug-Planetariums erprobt. Während die bauliche Hülle im Winter 2018 abgetragen wird, setzt der Autor die Bruchstücke des Überlieferten zu einem historiografischen Text zusammen. Rückwärts erzählend legt die Baubiografie verschiedene Zeitschichten frei. Beginnend mit dem Nachleben des Hauses an seinem ehemaligen Standort schildert der Autor den Umgang mit dem baulichen Erbe der DDR in der Nachwendezeit und führt die Leser:innen schließlich zurück an die Ursprünge moderner und sozialistischer Fortschrittsutopien. Widersprüchliche Narrative kommen dabei zur Darstellung. Den wissenschaftlich-technischen Faszinationen des Staatssozialismus werden die individuellen Lebensentwürfe von Einzelbiografien aber auch die nach der Wende dominierende Idee des Entsorgens von Altlasten gegenübergestellt.


Publikationen

Foerster, L./ Höhne, W./ Markert, M.: Menschen, Tiere, Irritationen. Erkundungen mit der Filmkamera im Phyletischen Museum, in: Dinccag Kahveci, A./Gegidze, M/ Lopez, P. S./ Vogl, J. (Hg.): Dinge, die verbinden, Weimar 2024.

Höhne, W.: Eine Erzählung als Denkmal. Die Methode der narrativen Rekonstruktion am Beispiel des Raumflug-Planetariums „Sigmund Jähn“ in Halle an der Saale, Weimar (erscheint: 2024).

Hajdu, M./ Höhne, W./ Jesse, D./ Dinccag Kahveci, A./ Karpf, M./ Torres Ruiz, M. (Hg.): Censored? Conflicted Concepts of Cultural Heritage, Weimar 2023.

Höhne, W.: Narrative Rekonstruktionen. Zur Historiografie eines abgebrochenen Bauwerks, in: Bogner, S./ Dolff-Bonekämper, G./ Meier, H. R. (Hg.): Instabile Konstruktionen, Weimar 2022.

Höhne, W./ Stemmler, A.: Durchleuchten: Spurensuche in Unterrichtsfilmen der DDR, in: Forster, B./ Klinger, K./ Markert, M. (Hg.): Sammlungsdidaktik. Die ‚nicht mehr neuen‘ Medien in den Universitätssammlungen, Weimar 2016.

Höhne, W.: Kunstpraxis als Projekt und Projektstudium, in: Taschitzky, T. (Hg.): Vom Labor zum Projekt, Weimar 2011.

Katz Ben Shalom, Y./ Herrmann, J./ Höhne, W./ Paeslack, A. (Hg.): Das Vermögen der Kunst, Köln 2008.

Bußejahn, F./ Herrmann, J./ Höhne, W./ Paeslack, A./ Suchy, S. (Hg.): ÄsthEthik. Was hat Kunst mit Armut zu tun?, Erfurt 2007.

Herrmann, J./ Höhne, W./ Paeslack, A.: Thesen zu Kunst und Öffentlichkeit, in: Schweppenhäuser, G. (Hg.): Philosophische Diskurse, Weimar 2005.

Höhne, W. (Hg.): Katzengold. Ausstellungskatalog in der Reihe „Wie konnte das Einhorn die Sintflut überstehen?” (Teil 5), Weimar 2003.

Herrmann, J./ Höhne, W./ Paeslack, A.: Die blaue Bank, in: Kretschmann, I.: Inspiration Moritzburg: Kunst im 20. Jahrhundert, Moritzburg 2001.


Filme

Menschen im Museum, Dokumentarfilm, 33 min, 2023

Lieder ohne Ort, Dokumentarfilm, 55 min, 2021

Elham – meine Musik für Afghanistan, Kinderfilm (ZDF-Redaktion: stark!), 15 min, 2014

Aus dem zweiten Leben, Filmprojekt über Exilbiografien jüdischer Architekt:innen (Mitarbeit im Center for Documentary Architecture), 2013-2017

Das Kämpfer-Gen, Dokumentarfilm, 55 min, 2011

Die ganze Natur, Harald Lesch erkundet das naturwissenschaftliche Werk Goethes, DVD (Komplett Media), 2010

Studio Bauhaus, Plattform für Wissensfilme an der Bauhaus-Universität Weimar, 2008-2012


Kunstprojekte

Das Schweigen des Sichtbaren (Filmische Suche nach dem Erbe der Wismut AG auf der Bundesgartenschau), Gera, 2007

Das Vermögen der Kunst (Deutschlandreise israelischer, arabischer und deutscher Künstler:innen), Ausstellung im Kunsthaus Dresden, 2005

Was in den Sternen steht (Kunst am Bau Projekt), Fachhochschule der Polizei Rothenburg, 2004

Show Your Wound (Ausstellungsbeteiligung), Goethe Institut Tel Aviv, 2003

Simultane Perspektiven (Bronzeguss), Turm der Technische Sammlungen Dresden, 2003

Platz der Zukunft (Plakatierung von städtebaulichen Visionen), Theaterhaus Jena, 2002

Katzengold (Ausstellung von Kommentarobjekten zur Sammlung Maenz), Neues Museum Weimar, 2002

Die blaue Bank (Theaterstück zur Geschichte der Kunst im 20. Jahrhundert), Kollwitz-Gedenkstätte Moritzburg, 2000

Barockhaus (Partizipatorisches Projekte mit Dorfbewohner:innen), Moritzburg, 2000