Ursula Renz (Klagenfurt): Kulturelle Identität? Eine Fehlbezeichnung und ihre Folgen
Die Rede von der «kulturellen Identität» ist in aller Munde. Auch moderate Stimmen verwenden den Ausdruck, als ob er – richtig verwendet – auf etwas für Gesellschaften und ihre Mitglieder Bedeutsames referiere. In meinem Vortrag unterziehe ich diesen Ausdruck in zwei typischen Verwendungen einer kritischen Prüfung. Ich argumentiere dafür, dass es sich um Fehlbezeichnung für etwas handelt, was zwar für unser Verständnis von menschlichem Dasein wichtig ist, aber mitnichten mit Identität zu tun hat.
Ursula Renz, derzeit Professorin am Institut für Philosophie der Universität Klagenfurt und demnächst der Universität Graz, studierte an der Universität Zürich, wo sie 2000 promoviert und 2007 habilitiert wurde. 2008 wurde sie auf eine assoziierte Professur nach Dänemark berufen. Zahlreiche Forschungsstipendien und Gastprofessuren in den USA, Frankreich, Deutschland und Grossbritannien sowie weitere Preise. 2011 wurde ihr Buch „Die Erklärbarkeit von Erfahrung. Realismus und Subjektivität in Spinozas Theorie des menschlichen Geistes“ mit dem Journal of the History of Philosophy-Book-Prize ausgezeichnet, und 2019 wurde ihr Buch „Was denn bitte ist kulturelle Identität“ (2019) auf die Short-List für den Tractatus-Preis gesetzt.
Wichtige Buchpublikationen: Handbuch klassische Emotionstheorien. Hg. von Hilge Landweer und Ursula Renz. Berlin 2008, 2. Aufl. 2012; Die Erklärbarkeit von Erfahrung. Realismus und Subjektivität in Spinozas Theorie des menschlichen Geistes. Frankfurt 2010; Self-Knowledge. A History. Ed. Ursula Renz. Oxford/New York 2017; The Explainability of Experience. Realism and Subjectivity in Spinoza’s Theory of the Human Mind, Oxford/New York 2019; Was denn bitte ist kulturelle Identität? Basel 2019.