Bodies
in, als, von, mit und ‚Identität und Erbe‘
In den letzten dreißig Jahren hat das wissenschaftliche Interesse am Konzept des Körpers eine signifikante Zunahme erfahren. Der Fokus liegt nicht länger ausschließlich auf der Betrachtung des Körpers als passivem Objekt, sondern auch als Akteur, Instrument, Schauplatz und Quelle der Wissensproduktion, insbesondere im Kontext der Untersuchung von Identitäts- und Erbekonstruktionen. Forciert von sozialistisch-feministischen Wissenschaftler*innen, hat der Körper Eingang in diverse Disziplinen gefunden, darunter Kunst- und Kulturwissenschaften, Stadtgeografie und Architekturtheorie.
Körper sind dabei als sozial konstruierte und politisch aufgeladene Konzepte zu verstehen, die in gesellschaftliche Machtverhältnisse der Wissensproduktion eingebettet sind. Auch Prozesse der Bedeutungszuschreibung von Erbe und Identität lassen sich durch die Linse des menschlichen, nichtmenschlichen, gebauten, digitalen, imaginierten Körpers neu betrachten.
Am Beispiel der Denkmalpflege wird das Spannungsfeld der Körperbegriffe ersichtlich, wenn einerseits die Besucher*innen von Kulturerbestätten vornehmlich als Gefahr für die Erhaltung von gebautem Erbe angesehen werden und gleichzeitig von einer Körperlichkeit, gar Leiblichkeit des Objekts die Rede ist. Diese und andere Ambivalenzen lassen es notwendig erscheinen, die Rolle von Körpern und ihren Relationen zu materiellem und immateriellem Erbe zu überdenken, indem Aspekte wie Verletzlichkeit, Emotionen, Disziplinierung und Kontrolle, (politischer) Ein- und Ausschluss, Revitalisierung, Aneignung und/oder Verfall stärker berücksichtigt werden.
Die 8. Jahrestagung des DFG-Graduiertenkollegs 2227 Identität und Erbe findet am 7. und 8. November 2024 in Berlin statt und wird sich mit den Relationen zwischen Körper, Identität und Erbe befassen. Hierbei steht weniger die Festlegung von Körper-Definitionen in den jeweiligen fachlichen Kontexten im Vordergrund, sondern vielmehr das Zusammenführen verschiedener Ansätze, Praktiken und Debatten, um ein näheres Verständnis von Körpern, Körpererfahrung und Verkörperung in Kulturerbetheorien zu ermöglichen.