Darja Jesse: »ein einigendes Band des Geistes zwischen allen Deutschen«. Neue und alte Legitimationsformeln für das Germanische Nationalmuseum nach dem Zweiten Weltkrieg (DE)

Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg wurde 1852 auf Initiative des Juristen und Sammlers Hans von und zu Aufseß (1801–1872) als öffentliche Stiftung gegründet. Der von Aufseß formulierte Auftrag war ambitioniert; so sollte das Museum mit seinen Beständen zur deutschen Geschichte, Literatur und Kunst das »Eigenthum der deutschen Nation« verwahren.

Im späteren Verlauf der Museumsgeschichte wurden die Sammlungs- und Ausstellungsstrategien mehrfach modifiziert; die Referenzkategorie »Nation« erfuhr ebenfalls neue Ausdeutungen in wechselnden politischen Systemen. Doch die Gründungsphase des Museums wurde zu einer konstanten Bezugs- und Legitimationsgröße in Verlautbarungen zur eigenen Programmatik. So auch in der Zeitspanne nach dem Zweiten Weltkrieg – zwischen Kriegsende und dem 100-jährigen Bestehen des Museums im Jahr 1952 –, die ich in meinem Vortrag genauer in den Blick nehmen werde. 

Was konnte es für die handelnden Akteure in diesem historischen Kontext heißen, in diesem Museum das »Eigentum der deutschen Nation« repräsentiert sehen zu wollen? Welchen Referenzrahmen zur Verortung des »Germanischen« und des »Nationalen« konnte es für sich beanspruchen? Der Vortrag wird entlang dieser Fragen die Legitimationsformeln für das Museum ausarbeiten und damit erste Einblicke in das im Januar 2025 begonnene Forschungsprojekt zur Rolle des Germanischen Nationalmuseums in Politik und Gesellschaft bieten.

Darja Jesse

TU Berlin
Str. des 17. Juni 152
Raum 815, Architekturgebäude

Beginn: 18.30