Oliver Trepte: Architektur des Klettersports – architektonische, städtebauliche und denkmalpflegerische Aspekte eines Trendsports (GER)
Klettersport ist allgegenwärtig. Die neue Omnipräsenz des Sports manifestiert sich jedoch weniger als Beschäftigung in einem naturräumlichen Umfeld, sondern vielmehr als Kulturtechnik in artifiziellen Räumen. Zum Trendsport dominieren bislang bewegungswissenschaftliche, sportgeschichtliche, psychologische und philosophische Forschungsansätze. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung
mit dem Phänomen in architektonischer, städtebaulicher und denkmalpflegerischer Perspektive steht hingegen noch aus.
Architektonisch lässt sich eine lange und spannende Entwicklungsgeschichte menschengemachter Kletterräume feststellen: Diese reicht von ersten Klettertürmen (Kletterturm Teufelsberg Berlin von 1970), über frühe Kletterhallen (Kletterhalle Seltmanns Weitnau von 1993), zum Boom von Boulderhallen als Zwischennutzung (Bouldercity Dresden von 2003) bis zu großen und spektakulären Neubauten (Blockhelden Erlangen von 2022). Denkmalpflegerisch stellt sich zum einen die Frage nach dem Erhaltungswert historischer Kletterarchitekturen, die infolge der gegenwärtigen Modernisierungswelle mitunter bereits vom Erbeverlust betroffen sind (2023 abgerissener Freiluft-Kletterfelsen Thalkirchen München von 1989), zum anderen die Frage nach dem Umgang mit Denkmalen bei Umnutzung, beispielsweise im Hinblick auf in vormalige Sakralräume eingebrachte Kletterräume (2010 eröffnete Kletterkirche Mönchengladbach). Städtebaulich sind Fragen der Stadt- und Quartiersentwicklung sowie Aspekte der Stadtvermarktung und Identitätsstiftung von Bedeutung, indem große Kletterzentren zu Treffpunkten der internationalen Kletterszene, zu renommierten Wettkampfstätten und Angeboten für den Breitensport gleichermaßen avancieren
(Kletterzentrum Innsbruck von 2017).
Kletterarchitektur bildet eine spezifische Bautypologie. Dabei stehen die artifiziellen Kletterräume den natürlichen Kletterfelsen in ihrer Bedeutung keineswegs nach. Boulder- und Kletteranlagen verändern den Klettersport vielmehr wesentlich und etablieren eine neue Form gesellschaftlicher Sportpraxis im urbanen Kontext
Bauhaus-Universität Weimar
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Beginn: 18.45