»Verkörpertheit« in der Kunst in Polen (GER)
Körper werden seit jeher in der Bildenden Kunst dargestellt. In der Performancekunst werden sie gar Medium und Objekt. Mit der Dar- und Zurschaustellung menschlicher Körper in der Kunst als »Materialisierung« gewisser Normen, Konventionen oder Ideale werden spezifische Machtinteressen evident. Es nimmt daher kaum Wunder, dass die sogenannte »Kritische Kunst« in Polen angesichts des gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen Wandel nach 1989 sich u.a. sehr auf den menschlichen Körper konzentriert. Dabei erscheint die Beziehung zwischen Körper und Kunst nahezu einseitig. Stets wird der Körper zum Gegenstand der Kunst. Denkbar erscheint jedoch auch eine Perspektive, die den Körper nicht bloß als Gegenstand und Medium der bildenden Kunst, sondern die Kunst als Gegenstand der sich formierenden (politischen) Körper versteht.
2019 formiert sich ein Protest bestehend aus etwa 1000 »Körpern« vor dem Nationalmuseum in Warschau, als der von der damaligen rechtskonservativen Regierung ernannte Direktor Jerzy Miziołek drei feministische Werke abhängen lässt. In Anlehnung an eines der drei Arbeiten, »Consumer Art« von Natalia LL (1973), in der man die Künstlerin lasziv eine Banane essen sieht, versammeln sich die Protestierenden vor dem Museum und fordern eine Zurücknahme dieser Entscheidung. Sie fotografieren und filmen sich dabei, wie sie als Zeichen des Protests Bananen verspeisen. Unter dem Hashtag #Bananagate wird dieser Protest medienwirksam in den Sozialen Medien geteilt und erhält große Reichweite. Der erotisch anmutende Akt des Bananenessens, der aus dem Blick der Öffentlichkeit gezogen werden sollte, erfährt auf diese Weise große Präsenz und wurde von sehr vielen Menschen gesehen. So wird die Kunst respektive ihrer politischen Implikation in gewisser Hinsicht Gegenstand der sich versammelnden Körper und die Demonstration stellt die reale »Verkörpertheit« der Machtverhältnisse dar, die im Kunstwerk und dessen (Nicht-)Ausstellen deutlich werden. Gleichzeitig wird der Akt des »Bananenessens« zu einer »Performance« einer widerständigen Praxis. Dieser Perspektive auf das Verhältnis von Kunst und Körper möchte ich in meinem Beitrag nachgehen.