Verhandlung der Identität Teherans: Die räumlich-diskursive Assemblage um den Wiederaufbau von Baladiyeh (EN)
Die stilistische Restaurierung und Rekonstruktion abgerissener historischer Denkmäler ist in verschiedenen gesellschaftspolitischen Kontexten – von Nanjing über Dubai bis Berlin – zu einem kontroversen Thema geworden. Auch in der iranischen Hauptstadt wird über die stilistische Restaurierung und Rekonstruktion historischer öffentlicher Plätze und Denkmäler diskutiert. Kritiker haben die Fassaden im Qajar-Stil an alten und modernen Gebäuden oft als dickes Make-up für das verfallende Gesicht des Teheraner Stadtzentrums bezeichnet und es zu einem vermarktbaren Produkt für die Tourismusindustrie gemacht. In Anbetracht der wirtschaftlichen Aspekte der Denkmalschutzplanung in Teheran konzentriert sich dieser Beitrag auf die Identitätspolitik, eine weniger diskutierte Dimension der oben genannten Projekte. Angesichts der in der Teheraner Öffentlichkeit vorherrschenden Nostalgie für die 1960er und 1970er Jahre, scheinen die reformorientierten Stadtplanungsverwaltungen geneigt zu sein, den physischen öffentlichen Raum mit der Zeit vor dieser Periode in Verbindung zu bringen. Genauer gesagt hat die Stadtverwaltung durch die Planung des Kulturerbes versucht, die Spannungen zwischen Teherans traditioneller – und islamischer – Qajar-Vergangenheit und seiner modernistischen – und säkularen – Pahlavi-Vergangenheit zu verringern. Die Studie basiert auf einer Kombination aus ethnographischer Feldforschung, die die Autorin zwischen 2019 und 2022 online und offline durchführte, und bezieht auch Archivquellen mit ein, um die rechtlichen und administrativen Dimensionen der untersuchten Prozesse zu erforschen. Im Mittelpunkt des Beitrags steht der Wiederaufbau von Baladiyeh, dem Qajar-Kommunalgebäude auf dem Toopkhaneh-Platz in Teheran. Durch die Darstellung des räumlich-diskursiven Gefüges, das den Fall Baladiyeh in Teheran umgibt, möchte der Vortrag einen Beitrag zur internationalen Fallstudienforschung über die Rolle der Restaurierung und Rekonstruktion historischer öffentlicher Räume in der Identitätspolitik leisten.