Darja Jesse (Berlin): Dinge, die gefallen. Der Wert der Kunst aus dem Nationalsozialismus
Kunst und Kultur spielten bei den Entnazifizierungsmaßnahmen der USA nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine zentrale Rolle. Neben der aktiven Förderung der Künste, die zu einer demokratischen und friedvollen Gesellschaft beitragen sollten, lässt sich auch das Konzept der Exklusion unerwünschter kultureller Phänomene beobachten: Die in den ersten Nachkriegsjahren entstandene German War Art Collection war ein Mittel der Unsichtbarmachung kriegsverherrlichender Bilderwelten einer gestürzten Diktatur.
Zugleich maß das US-Kriegsministerium dieser umfassenden Sammlung einen hohen historischen und künstlerischen Wert bei. Erst wenige Jahre zuvor hatten die USA ein eigenes Kriegskunstprogramm initiiert und US-amerikanische Maler an die unterschiedlichsten Kriegsschauplätze entsandt. Europa blieb dabei unterrepräsentiert. Wie die von mir erstmals ausgewerteten Archivquellen offenbaren, sollte die German War Art Collection diese Lücke schließen und in die neu entstandene Army Art Collection integriert werden.
In den unterschiedlichen Perspektiven auf die Sammlung nach 1945 kommen deren Abwertung als Propaganda, Kitsch und »Schund« ebenso vor, wie die Bewertung als historisch wertvolles Kulturgut und die Bewunderung als gelungene akademische Kriegsmalerei. Die späteren kunsthistorischen Zuschreibungen zu solchen Objekten als »Nichtkunst« (Werner Haftmann) und »Unkunst« (Georg Imdahl) spiegeln jedoch nicht die rezeptionsästhetischen Realitäten der frühen Nachkriegszeit wider. In meinem Vortrag werde ich daher die affirmative Wahrnehmungsgeschichte dieser Sammlung und die daran geknüpften Konzeptionen von Kunst herausarbeiten.