John Schofield (York): „The Moon and the Ghetto“: Wie Kulturerbe-Praktiken zur Lösung komplexer Zeitfragen beitragen können

Als „wicked problems“ werden im Englischen globale Herausforderungen bezeichnet, die komplex, unlösbar, mit offenem Ausgang und unvorhersehbar sind. Der Umgang mit diesen Problemen erfordert kreative und oft interdisziplinäre Lösungen, eine breite Zusammenarbeit mit der Industrie und politischen Entscheidungsträgern, ein gründliches Verständnis des Problems und ein gutes Verständnis der komplexen Sachlage.

Das Beispiel der Landung eines Menschen auf dem Mond im Vergleich zur städtischen Armut wird oft angeführt, um zwischen technisch komplexen, aber zugleich unkomplizierten, „sauberen“ oder „überschaubaren“ Herausforderungen und solchen zu unterscheiden, die „ausufernd“ sind und komplexere, miteinander verwobene Elemente aufweisen. Richard Nelson benutzte diese spezifische Unterscheidung als Titel seines 1977 erschienenen Buches „The Moon and the Ghetto“.

In seinem Vortrag wird Schofield über seine Ideen für ein neues Buch über „wicked problems“ sprechen und dabei betonen, wie die Kulturerbeforschung und deren Praktiken, einschließlich der Archäologie, dazu beitragen können, diese Probleme auf unkonventionelle und überraschende Weise zu lösen. Die Themen des Buches sind breit gefächert, der Schwerpunkt liegt jedoch auf Fragen der körperlichen und geistigen Gesundheit, der Gesundheit des Planeten und der sozialen Ungerechtigkeit. Außerdem wird darauf eingegangen, dass ein Verständnis der Beziehungen zwischen diesen Problemen für ihre Lösung entscheidend ist. 

Professor John Schofield ist Direktor des Studienbereiches Cultural Heritage Management in the Archaeology an der University of York (UK). Er hat außerdem Lehraufträge an der Griffith University und Flinders University (Australien) und ist Dozent für zeitgenössische Archäologie und Kulturerbe an der Universität Turku (Finnland). John Schofield ist ein Fellow der Society of Antiquaries of London, ein Corresponding Fellow der Australian Academy of the Humanities und Mitglied des Chartered Institute for Archaeologists. Zuvor war er leitender Redakteur der Zeitschrift World Archaeology von Taylor and Francis.
Nach seiner Promotion in prähistorischer Archäologie an der Universität Southampton war John Schofield 21 Jahre lang in den Bereichen Policy, Denkmalschutz und Forschung bei einer der führenden britischen Denkmalschutzbehörden, English Heritage (jetzt: Historic England), tätig. Während dieser Zeit entwickelte er ein aktives Forschungsinteresse an der zeitgenössischen Archäologie und erkannte die Notwendigkeit, das kulturelle Erbe in die Gesellschaft einzubinden. Im Jahr 2010 wurde er an die Universität York berufen, wo er von 2012 bis 2018 als Leiter der Archäologie tätig war. John Schofield hat zahlreiche Publikationen zu einer Vielzahl von Themen im Zusammenhang mit dem kulturellen Erbe und der zeitgenössischen Archäologie veröffentlicht. Vieles davon wird in seinem demnächst erscheinenden Buch über „wicked problems“ zusammengeführt.

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