Sabine Folie (Wien): Das Archiv als Spiegel künstlerischer Forschung und des kollektiven Gedächtnisses
Aus der Perspektive von zwei Künstlerinnen – VALIE EXPORT und Ulrike Grossarth – werde ich zwei Modelle des “archival impulse“ (Hal Foster) als Speicher von kulturellem Gedächtnis und ästhetischer Strategie besprechen. Bei VALIE EXPORT wird ihr Archiv zum Aus- und Nachweis künstlerischer Forschung und gleichzeitig zeigen sich aus der genuin konzeptuellen Praxis Überschneidungen zwischen Archiv und Werk. Die Differenz zwischen dem Dispositiv des Museums und des Archivs wird anhand einer konkreten Ausstellung zum Archiv skizziert.
Ulrike Grossarth geht von einer Überwindung und Transformation starrer historischer, fixierter „Kulturmodule“ aus, die sich u.a. in zu Denkmälern gewordener Architektur äußert und zum anderen verfolgt sie eine Reanimierung und Reaktivierung zerstörter und verschwundener kultureller Formen über eine empirische Forschungsmethode im Sinne von Hanna Arendts Begriff des Handelns als einer Praxis der Erfahrung und unmittelbaren Anschauung.
Sabine Folie (*1962 in Bozen, Italien) ist Kunsthistorikerin und Kuratorin. Sie lebt in Wien. Seit November 2017 ist sie Direktorin des VALIE EXPORT Center. Forschungszentrum für Medien-und Performancekunst in Linz. Von 2008 bis 2014 war sie Direktorin der Generali Foundation, Wien und von 1998 bis 2008 Chefkuratorin der Kunsthalle Wien. Bislang rund 60 kuratierte monografische und thematische Ausstellungen und ebenso viele Publikationen, u.a. zu Marcel Broodthaers (2003), Eva Hesse (2004), Dorothy Iannone/Lee Lozano (2006), Ree Morton (2008), Ana Torfs (2010), Danica Dakić (2010), Morgan Fisher (2012), Ulrike Grossarth (2014) und Willem Oorebeek (2016). Zu den von ihr kuratierten thematischen Ausstellungen zählen u.a. Un Coup de Dés. Bild gewordene Schrift. ABC einer nachdenklichen Sprache (2008); Die Moderne als Ruine. Eine Archäologie der Gegenwart (2009); unExhibit (2011). Derzeit zu sehen: VALIE EXPORT. Das Archiv als Ort künstlerischer Forschung (LENTOS, Linz; n.b.k. Berlin, Juni 2018). In Planung ist u.a. eine Retrospektive zu Ernst Caramelle im mumok, Wien.