Sammlungsräume sind Formen der Welterschließung, in denen Wissensordnungen anschaulich werden. Sie können Geschichte, Gesellschaft und Wissen sichtbar machen und kulturelle Identität gestalten. Ordnungen können repräsentiert oder bewusst konstruiert werden. Im Zuge der revolutionären und kriegerischen Umbrüche um 1800 werden Sammlungen und Sammlungsräume neu geprägt. Ordnungen gelten nicht mehr als ablesbar, sondern werden zur Frage der Erschließung und Gestaltung, zu einer Frage der Perspektive.
Am Beispiel des Sammlungsraums der Großherzoglichen Bibliothek in Weimar soll exemplarisch veranschaulicht werden, wie Räume kulturelle Überlieferung gestalten und zugleich historisch relativieren. Das gilt für Cranachs Kurfürsten und Artefakte aus Thüringen ebenso wie für Schillers Schädel, für einen Sammlungsraum im neucodierten Stadtturm genauso wie für einen neuen Lesesaal des 20. und neuen Bücherkubus im 21. Jahrhundert.
Reinhard Laube ist Historiker und wissenschaftlicher Bibliothekar. Seine wissenschaftshistorische Dissertation entstand am Göttinger Max-Planck-Institut für Geschichte. Nach Stationen in Budapest, Bielefeld, München, Marbach a. N., Hannover und Augsburg ist er seit 2016 Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Er veröffentlicht Beiträge zur Wissenschafts- und Ideengeschichte sowie Provenienz- und Sammlungserschließung.
Datum: Dienstag, 21.1.2020
Beginn: 18h30 s.t.
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