Ringvorlesungsreihe »Identität und Erbe«

Den Berliner Auftakt zur Ringvorlesungsreihe des Graduierenkollegs »Identität und Erbe« macht in diesem Wintersemester unser Kollege Sebastian Willert vom Forschungscluster Translocations. Sie sind wie immer alle herzlich eingeladen.
 
5.11.2019, Technische Universität Berlin
Sebastian Willert (Berlin): »
Von Mausoleen, Moscheen und Museen: „Nationale Altertümer“ als osmanisches Erbe?«

Auf dem Territorium des Osmanischen Reichs waren Relikte verschiedener antiker Zivilisationen aus einer mehr als 4000-jährigen Besiedlungsgeschichte zu finden. Dieses umfangreiche kulturelle Erbe wurde im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert durch Faktoren wie Abwanderung in ausländische Museen und Zerstörungen durch Baumaßnahmen bedroht. Die Brüder Osman Hamdi Bey und Halil Edhem Eldem widmeten sich als Direktoren des Müze-i Hümayun (Imperiale Museum) dem Schutz der Altertümer im Osmanischen Reich und traten in Opposition zu den ausländischen Museumsinteressen. Als im Jahr 1906 das osmanische Antikengesetz novelliert wurde, erreichten zahlreiche Protestnoten das Außenministerium des Osmanischen Reichs in Istanbul. Von Sanktionen verschiedener europäischer Mächte bedroht, verfolgte Istanbul jedoch weiterhin eine protektionistische Kunstpolitik. Zunehmend fand eine Inwertsetzung von Kulturgütern im Osmanischen Reich statt und kulminierte im Zuge politischer Umwälzungen und Brüche nach der jungtürkischen Revolution 1908/09 im Versuch, Altertümer zur Bildung einer osmanischen Identität zu instrumentalisieren. Auch während des Ersten Weltkriegs erfolgten Maßnahmen, das Erbe des Osmanischen Reichs zu schützen. Nun allerdings unter aktiver Partizipation aus Berlin im Rahmen des sog. Deutsch-türkischen Denkmalschutz-Kommandos. Der Vortrag skizziert die Versuche der osmanischen Museumsdirektoren, in Opposition zu ausländischen Museumsinteressen, antike Objekte zu bewahren und für die Herausbildung eines osmanischen Nationalbewusstseins zu nutzen und analysiert die Intentionen des Denkmalschutzes während des Ersten Weltkriegs.

Sebastian Willert studierte Geschichte an der Justus–Liebig–Universität Gießen, der Universität Bremen und der Leibniz Universität Hannover und schloss das Studium 2016 ab. Seit September 2017 ist er Mitarbeiter des Forschungsclusters Translocations. Historical Enquiries into the Displacement of Cultural Assets an der Technischen Universität Berlin, Fachgebiet Kunstgeschichte der Moderne. Im November 2017 erhielt er ein Stipendium des Excellenzclusters topoi und ist seitdem Doktorand an der Berlin Graduate School of Ancient Studies (BerGSAS) im Promotionsprogramm Ancient Object(s) and Visual Studies (AOViS). Der Arbeitstitel seines Dissertationsprojektes lautet: „Kulturimperialismus versus Protektionismus? Antike Objekte als Konfliktfaktor der deutschen und osmanischen Kunstpolitik zwischen 1890 und 1918“.

Datum: Dienstag, 5.11.2019
Beginn: 18h30 s.t.
Veranstaltungsort: 
Technische Universität Berlin
Straße des 17. Juni 13, Hauptgebäude, Hörsaal H112
 
Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.
Die anstehenden Termine und Themen für Berlin und Weimar finden Sie weiter unten im Überblick.
––––––
Programm Berlin
Technische Universität Berlin
Straße des 17. Juni 135, Hauptgebäude, H112
D-10623 Berlin

18.30 Uhr s.t.

5. November 2019
Sebastian Willert (Berlin)
Von Mausoleen, Moscheen und Museen:
„Nationale Altertümer“ als osmanisches Erbe?

22. November 2019
Ursula Renz (Klagenfurt)
Kulturelle Identität? Eine Fehlbezeichnung und ihre Folgen


3. Dezember 2019

Angelika Schnell (Wien)
Keine Geschichte und kein Gedächtnis?
Aldo Rossis Architektur der Stadt


14. Januar 2020
Wolfgang Kil (Berlin)
„Vom Wert der Denkmäler nach dem Bildersturm“.
Über Kriegsgedenken in der Sowjetunion
jenseits des Heldenruhms: Trauer als Bildgegenstand

28. Januar 2020
Christoph Rauhut (Berlin)
"Berlin erkennen"

11. Februar 2020
Brian Daniels (Philadelphia)
n.n.
––––––
Programm Weimar
Bauhaus-Universität Weimar
Hörsaalzentrum, Hörsaal D
Marienstr. 13
99423 Weimar

12. November 2019
Nikolai Roskamm (Erfurt)
Von Dingen und Gespenstern.
Ansichten einer post-fundamentalistischen Stadttheorie


26. November 2019
Markus Boeick (Bochum)
Die Treuhand und kein Ende?
Zur Geschichte und zum Nachleben eines ostdeutschen Negativ-Mythos


10. Dezember 2019
Daniela Zupan
Leitbildwechsel und die Verhandlung städtebaulichen Erbes

21. Januar 2020
Reinhard Laube (Weimar)
Sammlungsräume: Konstruktion und Historisierung
kultureller Identität am Beispiel der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

»Instabile Konstruktionen«
3. Jahrestagung des GRK 2227 »Identität und Erbe«
21.–22. November 2019, Technische Universität Berlin

Der Begriff »Konstruktion« bezieht sich in Architektur und Denkmalpflege zumeist auf die gebaute Welt, in den Sozial- und Kulturwissenschaften hingegen auf die soziale Herstellung symbolischer Sinnwelten. Die materielle Umwelt im Wechselverhältnis zu ihrer sozialen Gemachtheit zu verstehen, ist eines der zentralen Anliegen des Graduiertenkollegs »Identität und Erbe«. Wer von »Erbe« im Zusammenhang mit »Identität« spricht, verspricht oft auch »Kontinuität« und »Stabilität“. Dabei handelt es sich jedoch um Versprechen, die nur so lange halten, wie sich Menschen auf die damit verbundenen Erzählungen einlassen. Da diese zunehmend hinterfragt werden und der Begriff »Identität« zu einer umkämpften Kategorie avanciert ist, werden die gewohnten »Konstruktionen« instabil, was sich insbesondere in Momenten des Konflikts, der bewussten Identitätsaneignung und in Momenten des Verlusts zeigt.

In den letzten drei Jahren haben die Kollegiatinnen und Kollegiaten der ersten Kohorte des Graduiertenkollegs den Zusammenhang von Identität und Erbe beleuchtet und stellen ihre Forschungsergebnisse zu diesen »Instabilen Konstruktionen« gemeinsam in ihrer dritten und abschließenden Jahrestagung vor. Gleichzeitig stellt die Tagung einen Schulterschluss zur zweiten Kohorte dar, die im Oktober 2019 ihre Arbeit im Kolleg aufgenommen hat.

Keynote-Speaker:

Prof. Heike Hanada, Technische Universität Dortmund
Prof. Dr. Ursula Renz, Alpen-Adria-University of Klagenfurt
 
Beginn: Donnerstag, 21.11.2019, 9h00
Ende: Freitag, 22.11.2019, 20h00
Veranstaltungsort: 
Technische Universität Berlin
Architekturforum im Architekturgebäude
Straße des 17. Juni 152, D-10623 Berlin
 
 
Die Teilnahme ist kostenfrei.
 
Anmeldung bis zum 12. November unter anmeldung [at] identitaet-und-erbe.org.
 
Das PROGRAMM finden Sie hier.
Podcast

Falls Sie es einmal nicht zu einem der Vorträge im Rahmen der Ringvorlesungsreihe geschafft haben, können Sie diese in unserem Podcast-Bereich nachhören. Streamen Sie hier.
Technische Universität Berlin
Fakultät VI – Planen Bauen Umwelt
Institut für Stadt- und Regionalplanung
Fachgebiet Denkmalpflege
DFG-Graduiertenkolleg 2227 »Identität und Erbe«
Hardenbergstr. 40a, 10623 Berlin

Sitz:
Ernst-Reuter-Platz 1, 10587 Berlin | BH-A 338
+49 (0)30 314-25385
simone.bogner@tu-berlin.de
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