Unsere Studienprogramm beginnt am kommenden Dienstag mit einem Vortrag von Shradha Chandan in Weimar. Weiterhin werden Samia Henni, Carl Constantin Weber, Jesko Fezer, Trinidad Rico, Kristine Beurskens, Anke Blümm, Ina Heumann, Tahani Nadim, Janna Vogl und Astrid Erll in unserer Ringvorlesung vortragen. Das vollständige Programm der Ringvorlesung ist in unseren Semesterterminen nachzulesen.

SHRADHA CHANDAN: DIE VERGANGENHEIT BEWAHREN UND DIE ZUKUNFT STÄRKEN: DAS ERBE UND DIE IDENTITÄT DER RELIGIÖSEN STÄTTEN INDIENS.

Der Vortrag befasst sich mit der Bedeutung von Pilgerfahrten für die Gesellschaft, mit ihren weitreichenden Auswirkungen auf Politik, Kultur, Wirtschaft und den sozialen Wandel. Er beleuchtet den Gedanken des Pilgerns und hinterfragt die oft unscharfe Grenze zwischen Tourismus und der transzendenten Erfahrung des Reisens.
Die Studie wird die maßgebliche Rolle lokaler Communities bei der Umsetzung von Erhaltungsmaßnahmen in historischen Städten hervorheben und die Notwendigkeit aufzeigen, städtische Erhaltungsmaßnahmen so zu gestalten, dass die verschiedenen kulturellen Traditionen respektiert, innovative Techniken gefördert und wirksame Verwaltungsverfahren in aktiver Zusammenarbeit mit der Community eingeführt werden, um soziale Akzeptanz und finanzielle Nachhaltigkeit sicherzustellen. In der Studie werden auch die Stadtentwicklungsbemühungen in indischen Pilgerstätten erörtert, wobei die Herausforderungen bei der Umsetzung komplexer Ansätze innerhalb eines begrenzten Zeitrahmens identifiziert werden, die vor allem auf ein unzureichendes Verständnis des lokalen soziokulturellen Kontexts und der Dynamik der Gemeinschaft zurückzuführen sind.

Dr. Shradha Chandan arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Kunst und Design und am International Heritage Centre (IHZ) der Bauhaus-Universität Weimar. Sie erhielt das DAAD Postdoctoral Researchers International Mobility Experience (PRIME) 2023 Fellowship für ihre laufende Forschung zum Thema Kulturerbe im Kontext sozialer Transformationen und gesellschaftlicher Partizipation (Bauhaus-Universität, Universität Bologna, Universität Barcelona. Sie studierte Architektur am NIT Bhopal und schloss ihren Master in Raumplanung am NIT Jaipur, Indien, mit einem Stipendium der Graduate Aptitude Test in Engineering ab. Sie promovierte 2022 mit einer Arbeit über die Integration von gemeinschaftsorientierter, partizipativer Forschung zur Erhaltung indischer Pilgerstädte. Sie arbeitete auch als Assistenzprofessorin an der Lovely Professional University, Indien. Zu ihren Forschungsinteressen gehören Kulturerbeforschung, Denkmalpflege, Stadtplanung, soziokulturelle Transformationen und Kommunalentwicklung.

Bauhaus-Universität Weimar
Marienstraße 13 C (Hörsaal B), 99423 Weimar
Beginn: 18.45 Uhr (kein Livestream)

Das Programm unserer 7. Jahrestagung ist auf unserer Tagungsseite online. Dort ist auch die Anmeldung zu unserer Konferenz möglich, die sowohl in Weimar als auch per Videokonferenz verfolgt werden kann.

WITH/OUT IDENTITY. Zur Frage von Identitätskonstruktionen in Raum, Erbe und Communities

Der Identitätsbegriff erfährt heute in verschiedenen Disziplinen eine kritische Bearbeitung. Seine Unschärfe und die problematische Tendenz, den Begriff zu essentialisieren, führen einerseits dazu, dass die Verwendung des Begriffs bewusst vermieden wird. Andererseits bildet der Rückgriff auf Konzepte von Identität und Identitätsbildung einen wichtigen Bezugsrahmen – insbesondere für jene Communities, denen die Möglichkeit abgesprochen wird, Geschichte, Erinnerung und Wissensbestände selbst zu artikulieren.
Die Konstruktion von Räumen und Kulturerbe ist von entscheidender Bedeutung für die Frage, wie Identität in sozialen, politischen und damit auch in physischen Räumen angeeignet, ausgehandelt oder behauptet wird. Die 7. Jahrestagung des Graduiertenkollegs versteht den Identitätsbegriff daher als Projektionsfläche, mit deren Hilfe sich Gruppen und Communities konstituieren und in Bezugnahme auf räumliches wie materielles Kulturerbe Gemeinsamkeiten imaginieren. Für eine kritische Untersuchung von Identitätskonstruktionen greift die Tagung aktuelle und gesellschaftspolitische Aushandlungsdiskurse um Erbe und Raum aus Sicht verschiedener Disziplinen auf.
Die eingeladenen Redner*innen aus dem Feld der Architektur, (Kunst)Geschichte, Soziologie, Politikwissenschaft und Denkmalpflege werden in fünf Panels Ergebnisse und Fragestellungen aus aktuellen Forschungsprojekten präsentieren. Das klassische Tagungsformat wird durch zwei Keynote-Vorträge und eine Filmvorführung ergänzt. Ein besonderer Schwerpunkt widmet sich der Frage nach den Identitätskonstruktionen, mit denen die Gestaltung von Zukünften begründet wird. Weiterhin werden alteritäre Raumkonzepte, die aktuellen Transformationen musealer Narrative und umstrittene Erbekonstruktionen diskutiert, sowie Beispiele von (De)konstruktionen kolonialer Identität und die Identitätskonstruktionen aus der Perspektive marginalisierter Communities vorgestellt.

NACHRUF: PROF. DR.-ING. HERMANN SCHLIMME (1969–2023)

Bestürzt und tief betroffen trauern wir um unseren hochgeschätzten Kollegen Prof. Dr.-Ing. Hermann Schlimme, der am 6. August 2023 in Italien auf tragische Weise ums Leben gekommen ist.
Hermann Schlimme war seit seiner Berufung auf die Professur Bau- und Stadtbaugeschichte an der TU Berlin im Jahre 2017 Mitglied des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“, als welches er mehrere Dissertationen mitbetreut hat. Mit seinem breiten Fachwissen und seinen überlegten und wohlformulierten Diskussionsbeiträgen hat er das Kolleg wesentlich bereichert.
Nach dem Studium der Architektur und der Promotion an der TU Braunschweig mit einer Arbeit über die frühneuzeitlichen Kirchenfassaden der Stadt Rom war Hermann Schlimme von 1998 bis 2016 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bibliotheca Hertziana in Rom. Zunächst als Assistent für Bauaufnahme und Baudokumentation zuständig, hat er auch wesentlich zur Entwicklung von digitalen Aufnahmeverfahren von Architekturzeichnungen beigetragen. Dem Thema Digitalisierung blieb er auch darüber hinaus verbunden, so ab 2013 in einem Kooperationsprojekt mit dem Beijing Tsinghua Institute for Digitization zur Aufnahme des Alten Sommerpalastes Yuanmingyuan in Beijing. Bis zuletzt war er überdies leitend engagiert im Projekt baureka.online - Research Repository, Catalogue and Archive for Architectural History and Building Archaeology.
Ab 2002 leitete er in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte sein eigenes Forschungsprojekt „Wissensgeschichte der Architektur“, aus dem 2015 seine Habilitation an der TU Wien, wo er seit 2006 lehrte, sowie eine dreibändige, zusammen mit Jürgen Renn und Wilhelm Osthues edierte Publikation resultierte. Als Hochschullehrer war Hermann Schlimme aber auch offen für neue Themen und neue Ansätze, wie das vor zwei Jahren zusammen mit Sarah Rivière herausgegebene Buch „Berliner Architekt*innen. Oral History“ eindrücklich belegt.
Entsprechend groß ist die Lücke, die Hermann Schlimmes völlig unerwarteter Tod in der Lehre und Forschung der Architektur-, Bautechnik- und Wissensgeschichte hinterlässt. Er ruht nun in seiner Wahlheimat Rom auf dem Cimitero Acattolico nahe der großen Architekturhistoriker Richard Krautheimer, Wolfgang Lotz und Christoph Thoenes. Die Mitglieder des Graduiertenkollegs „Identität und Erbe“ werden Hermann Schlimme in dankbarer Erinnerung bewahren.

DFG-Graduiertenkolleg 2227 »Identität und Erbe«
 
Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Architektur und Urbanistik
 
Wissenschaftliche Koordination:
Dr. Wolfram Höhne
99423 Weimar, Marienstr. 9 (Raum 105)
Tel. +49 (0) 3643 - 583139
wolfram.hoehne@uni-weimar.de
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