18.30 Uhr | Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin Straße des 17. Juni 135, Hörsaal 111 (EG)
Ulrike E. Auga (Hamburg): „Kultur“, „Religion“ und die Identitätsfalle – Epistemologische Anfragen
Der Vortrag setzt sich kritisch mit der Frage nach „Kultur“ und „Identität“ insbesondere mit Blick auf religiöse Zugehörigkeiten auseinander. Den Ausgangpunkt bilden die Ausführungen von Samuel P. Huntington in „Kampf der Kulturen“ (1996), mit denen er in die Identitätsfalle nicht nur tappte (Amartya Sen), sondern eilte. Um epistemische Gewalt zu vermeiden, sollte eher von fluiden Zugehörigkeiten gesprochen werden. Auch Huntingtons Geschichtsbild wird kritisiert. Der Vortrag zeichnet das Aufkommen des Identitätskonzeptes, seine Verankerung in rechten wie linken Diskursen nach und zeigt einen Ausweg in der Konzeptualisierung der intersektionalen Kategorien „Geschlecht“, „Race“, „Nation“, „Klasse“, etc. sowie „Religion“ – nicht als Identitätskategorien sondern als diskursive, intersektionale, performative Kategorien der Wissensproduktion (DIP) (Ulrike E. Auga). Dazu werden wissenskritische Ansätze (José Esteban Muñoz) mit post- und dekolonialen Stimmen (Tomoko Masuzawa, Saba Mahmood) ins Gespräch gebracht. Der Vortrag stellt Alternativen zum Identitätsbegriff in der Gestalt von Subjektformation, Handlungsmacht und „menschlichem Blühen“ jenseits von Identität auch im Kontext von Religion vor.
Prof. habil. theol. Dr. phil. Ulrike E. Auga ist Professorin für Religionswissenschaft, Interkulturelle Theologie und Ökumene an der Universität Hamburg, Fellow am Center of Theological Inquiry (CTI) in Princeton und assoziierte Wissenschaftlerin am IGK "Transformative Religion. Religion als situiertes Wissen in Prozessen gesellschaftlicher Wissensproduktion" an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie promovierte in Kulturwissenschaft und habilitierte sich in Religionswissenschaft und Interkultureller Theologie. Sie war Bonhoeffer-Gastprofessorin am Union Theological Seminary New York, Columbia University; Käthe-Leichter-Gastprofessorin in Wien; Gastprofessorin der Vereinten Nationen in Reykjavík; Mary Douglas-Gastprofessorin in Lausanne; Gastprofessorin in Salzburg und am Intersectional Centre for Inclusion and Social Justice (INCISE) an der Canterbury University. Für ihre Leistungen erhielt sie 2017 den Käthe-Leichter-Preis an der Universität Wien und 2020 den Mary-Douglas-Preis an der Universität Lausanne. Sie ist Präsidentin der International Association for the Study of Religion and Gender (IARG) und Mitherausgeberin der Reihe "Routledge Critical Studies in Religion, Gender and Sexuality", der Reihe "African Connections in Postcolonial Theory and Literatures" sowie des peer reviewed Journals "Religion & Gender". Ihre Arbeit ist geprägt von der Teilnahme an der Friedlichen Revolution 1989 in Ostdeutschland, ihrem Leben in Johannesburg, Bamako und Jerusalem und ihren Forschungen in der Mongolei, Südkorea und Japan. Zu Ulrike E. Augas Spezialgebieten gehören postkoloniale, postsäkulare, gender/queere, posthumane Epistemologie und Religionen; Gender und Religion in Transformationsprozessen; Visualität und das Raumzeitalter. Ihr derzeitiges Hauptinteresse gilt der Untersuchung von Kultur, Religion, Postmigration und Superdiversität in Transitionsprozessen im 20. und 21. Jahrhundert (Europa, Afrika, Naher Osten, Ostasien).
Der Vortrag kann per Livestream verfolgt werden unter dem Link:
https://tu-berlin.zoom.us/j/66921079151?pwd=UThiZWxYYTYzbjdRZUxXRHU3R0JYZz09
(Meeting-ID: 669 2107 9151, Kenncode: 175790)
Aktuelle Informationen zu den Vorträgen und unseren Gästen finden Sie unter: https://www.identitaet-und-erbe.org/category/veranstaltungen/semestertermine/. Die Tonaufzeichnungen der Vorträge bieten wir in unserem Podcast zum Nachhören an. |