Identität und Erbe

Ringvorlesung am 31. Mai 2022 in Weimar

STEFANIE HENNECKE (KASSEL): DER VOLKSPARK ALS ERBE DER MODERNE? ZUR GESCHICHTE KOMMUNALER PARKANLAGEN IM 19. UND 20. JAHRHUNDERT IM KONTEXT VON DISKUSSIONEN UM VOLKSERZIEHUNG UND VOLKSGESUNDHEIT.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im Zuge des Stadtwachstums zahlreiche Parkanlagen in kommunaler Regie gebaut. Der „öffentliche Spaziergang“,  „Volksgarten“ oder „Stadtpark“ des 19. Jahrhunderts wurde im frühen 20. Jahrhundert mit kämpferischem Gestus in den Fachdiskursen durch das neue Modell des „Volksparks“ abgelöst.
Der Volkspark sollte sich in der Gestaltung und im Nutzungsprogramm grundlegend von seinen Vorgängern unterscheiden, er sollte „modern“ sein und die Wehrfähigkeit der Jugend erhalten, er war ein geeignetes Betätigungsfeld für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und wurde zum Austragungsort zahlreicher Großdemonstrationen in den dichter werdenden Städten, er war Standort für zahlreiche Bildungseinrichtungen und wurde als Grundstein für übergeordnete die ganze Stadt durchziehende Grünsysteme angesehen. Die Vorlesung wird anhand einiger Beispiele die bestehenden Kontinuitäten in Gestaltung und Programmatik von kommunalen Parkanlagen seit dem 19. Jahrhundert beschreiben und vor diesem Hintergrund die ideologischen Zuschreibungen an die Bedeutung von Parkanlagen herausarbeiten, die sich über die Jahrzehnte hinweg tatsächlich stark veränderte.

 

Stefanie Hennecke ist Professorin für Freiraumplanung an der Universität Kassel. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Stadtgrüns mit dem Schwerpunkt auf Gestaltung und Nutzung öffentlicher Parkanlagen und die Aneignung von Freiräumen. Aktuelle Forschungsprojekte beschäftigen sich mit dem Vorkommen von wild lebenden Tieren in der Stadt (DFG), mit der Bedeutung von Utopien und Dystopien städtischer Entwicklung im Rahmen von Beteiligungsprozessen (Xtopien, Robert-Bosch-Stiftung) und mit der Gestaltung von des Wohnumfeldes für Jugendliche. Sie studierte Landschaftsarchitektur und -planung in München und Berlin und promovierte an der Universität der Künste Berlin zur Stadtentwicklungspolitik Berlins in der Nachwendezeit. Jüngste Buchpublikation: Freiraum in der Krise?! Eine Bestandsaufnahme in Zeiten der Covid-19-Pandemie (hg. gemeinsam mit Daniel Münderlein) – www.freiraum-krise.de. Weitere Informationen: www.uni-kassel.de/go/freiraumplanung.

 

Sie können den Vortrag per Livestream verfolgen:

Zugangs-Code: 652656

Weitere Vorträge in dieser Reihe:

7.Juni: Tobias Hönig, Andrijana Ivanda (Berlin) | Damjan Kokalevski (Berlin) | 5. Juli: Juliane Tomann (Erfurt) | 12. Juli: Elisa Satjukow (Weimar)

 

Je nach Verlauf des Pandemiegeschehens können die Vorträge im digitalen Format stattfinden. Aktuelle Informationen zu den Vorträgen und unseren Gästen finden Sie unter: https://www.identitaet-und-erbe.org/category/veranstaltungen/semestertermine/. Die Tonaufzeichnungen der Vorträge bieten wir in unserem Podcast zum Nachhören an.

Neuerscheinung „Instabile Konstruktionen"

Simone Bogner, Gabi Dolff-Bonekämper, Hans-Rudolf Meier (Hg.)

Interdisziplinäre Forschungen zu Identität und Erbe, Schriftenreihe des DFG-Graduiertenkollegs 2227, Band II

Wer von Erbe im Zusammenhang mit Identität spricht, verspricht sich und Anderen »Kontinuität« und »Stabilität«. Das Versprechen hält indes nur so lange, wie sich Menschen auf die damit verbundenen Erzählungen einlassen. Da diese zunehmend hinterfragt werden und der Begriff »Identität« im politischen Raum zu einer umkämpften Kategorie avanciert ist, werden auch die lange gehegten, gewohnten »Konstruktionen« instabil. Dies zeigt sich insbesondere in Momenten des Konflikts, der übergriffigen Inanspruchnahme und des Verlusts. Der Titel »Instabile Konstruktionen« verweist zugleich auf die beiden Kernbereiche des Kollegs: einerseits auf Architektur und Denkmalpflege, in denen der Begriff »Konstruktion« sich auf bauliche Manifestationen bezieht, von denen eine gewisse Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit erwartet wird, und andererseits auf die Kultur- und Sozialwissenschaften, wo Konstruktion die soziale Herstellung symbolischer Sinnwelten meint. Ins Zentrum rückt so der Anspruch, die materielle Umwelt im Wechselverhältnis zu ihrer sozialen Gemachtheit zu verstehen.

Diesen Dimensionen von Identität und Kulturerbe gehen die Autor:innen in den hier versammelten Beiträgen nach. Die Aufsätze schlagen Brücken zwischen materiellen Manifestationen, sozialen Identitäts-Konfigurationen und Erbe-Narrativen und zeigen auf, wie eng diese Aspekte miteinander verflochten sind.

 

MIT BEITRÄGEN VON SIMONE BOGNER, GABI DOLFF-BONEKÄMPER, HANS-RUDOLF MEIER, MARK ESCHERICH, OXANA GOURINOVITCH, JOCHEN KIBEL, CLAUDIA BA, GEORG KRAJEWSKY, GÜLŞAH STAPEL, ZOYA MASOUD, MARIA FRÖLICH-KULIK, SARAH ALBERTI, WOLFRAM HÖHNE, KONSTANTIN WÄCHTER, LUISE HELAS, BIANKA TRÖTSCHEL-DANIELS, BENJAMIN HÄGER, LISA MARIE SELITZ, LAURA TORREITER

Das Buch (264 Seiten, ISBN:978-3-95773-301-6) kann ab sofort im Bauhaus-Universitätsverlag bestellt werden: https://asw-verlage.de/katalog/instabile_konstruktionen-2476.html

DFG-Graduiertenkolleg 2227 »Identität und Erbe«
 
Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Architektur und Urbanistik
 
Wissenschaftliche Koordination:
Dr. Wolfram Höhne
99423 Weimar, Marienstr. 9 (Raum 105)
Tel. +49 (0) 3643 - 583139
wolfram.hoehne@uni-weimar.de
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